Die Diagnose, das Antisemitismus und Rassismus nicht nur bei Nazis auftreten, darf jedoch nicht dazu verkommen, die Differenzen zwischen bürgerlicher Vergesellschaftung und Nationalsozialismus zu verwischen: Während erstere im Kern unvernünftige Rationalität ist, die als einziges Ziel die Vemehrung des Kapitals, G-G’ kennt, ist letzterer mehr oder minder rationalisierte Irrationalität, deren eliminatorischer Antisemitismus – in der die Jud_innen als Statthalter des Werts vernichtet werden sollten – der Bruch mit der bürgerlichen Ideologie und ihrer Rationalität ist. Wie Ihr zum Ende Eures Aufrufs feststellt, ist den Nazis der „Nährboden, also die bürgerliche Gesellschaft, zu entziehen.“ Darin stimmen wir Euch gänzlich zu, da der Kapitalismus die Möglichkeit einer Wiederholung der Shoah notwendig in sich trägt. Gleichzeitig, und das ist die Schwierigkeit dieser Aufgabe, ist festzuhalten und in die eigene Praxis einzuschreiben, dass es einen Unterschied ums Ganze zwischen einer auf Kapitalverwertung und einer auf konkreter Vernichtung des abstrakten Wertes zielender Vergesellschaftung und ihrer Ideologien gibt; und im Zweifelsfall ist erstere gegen zweitere zu verteidigen.
In einer solidarischen Kritik am Aufruf der FAU Thüringen zur sozialrevolutionären Demo am 30. April in Erfurt arbeitet der Club Communism die von der FAU verwischten Unterschiede zwischen faschistischer und bürgerlicher Ideologie und Vergesellschaftung heraus. Komplett nachzulesen hier. Lehrreich auch für jene, die im Zuge polemisierender Überspitzung hin und wieder den Eindruck erwecken zwischen die Bürger und ihre Nazis passe kaum noch ein Blatt Papier.